Meditationspraxis

Die Phase der Intensivierung oder Konzentration

Aus den Beobachtungen, der Sammlung von Eindrücken, der Erinnerung und der Zuordnung von geeigneten Begriffen konnte der Übende konkrete bildhafte Vorstellungen zu seinem Objekt erschaffen. Dieses Bild mit den zugehörigen Gedanken kann er nun intensivieren. Für diese Phase wählt der Übende einen geeigneten Ort, an dem er für etwa 10 Minuten ungestört die Aktivität der Konzentration ausführt. Er richtet seine gesamte Aufmerksamkeit auf das von ihm konsolidierte Bild und lässt alle Gedanken oder Einflüsse, die nicht dazu gehören beiseite. Für diese Zeit opfert er alle herein strömenden Gedanken oder aufkommenden Gefühle, Müdigkeit, Hunger oder sonstige Ablenkungen und bleibt in der Anschauung zu seinem Bild. Beständig sieht er sich vor der hohen Herausforderung zu unterscheiden, welche Eindrücke er zulassen und welche er zurückweisen muss.

Der Meditierende versucht nicht mit seinem Willen oder Drängen nach einer Antwort auf seine Frage, ein Ergebnis aus dem Objekt heraus zu holen. Er intensiviert lediglich seine Anschauung, indem er seine ganze wache Aufmerksamkeit in seinem Objekt platziert.

Aus der anhaltenden ruhig denkenden Hinwendung und Beziehungsaufnahme beginnt das Objekt auf den Meditierenden zurück zu strahlen. Feine Empfindungen, kommen ihm aus den Eindrücken des Bildes entgegen. Diese aus dem Objekt kommenden Eindrücke kann der Übende in der Konzentration bewusst zulassen. „Nicht aus dem Leibe entsteht die weite Erkenntnis, sondern aus den konzentrierten Gedanken selbst, die sich wie Wesen aus sich selbst heraus offenbaren.“* Heinz Grill unterscheidet sehr deutlich zwischen dem Objekt und dem Betrachter, zwischen dem, was aus dem Objekt unmittelbar auf ihn zurückstrahlt und dem, was aus dem Inneren des Betrachters, aus einen persönlichen Vorlieben, seinen sympathischen oder antipathischen Gefühlen oder seinen bereits vorhandenen innersten Prägungen aufsteigt.

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* Heinz Grill, „Übungen für die Seele – Die Entwicklung eines reichhaltigen Gefühlslebens und das Erlangen erster übersinnlicher Erkenntnisse“, Synergia-Verlag, S. 163f