Meditationspraxis

  • Meditationspraxis

    Der Übergang von der Konzentration zur Meditation

    Die Konzentration beschreibt das ausdauernde Platzieren des Denkens in dem Vorstellungsbild. Die wache Aufmerksamkeit ruht ganz in dem solide vorbereiteten Gedankenbild. Dieses erhält den gesamten Raum für das Bewusstsein. Der Meditierende lässt auch alle spontan aufkommenden intuitiven Gedanken oder Ideen, die mehr aus ihm heraus aufblitzen, während dieser Phase beiseite und verweilt ausdauernd in seinem bewusst vorgenommenen Bild. Eine große innere Anforderung für sein Nervensystem und ein hohes Maß an Disziplin und Wachheit sind damit verbunden.

    In dieser intensiven Beziehungsaufnahme zu dem gewählten Objekt liegt ein bedeutungsvolles Geheimnis dieser Meditation. „Durch ihre sehr klare und intensive Gedankenorientierung trägt sie zur Erweiterung der Beziehungsfähigkeit in der Seele bei. Diese Beziehungsfähigkeit, die mit der Übung auf besondere Weise aufgenommen und gefördert wird, kann in der Regel die Seele auf universale Weise in ihrer Kraft verstärken.“*

    Obwohl den Meditierende seine Forschungsfrage bewegt und er eine Antwort finden möchte, muss der Beziehungsaufnahme die erste Bedeutung beigemessen werden. In der intensiven Hinwendung der Gedanken, der Aufmerksamkeit und durch die aufgewendete Zeit erhält das Objekt einen Zustrom vom Meditierenden und eine Durchdringung mit seiner seelisch oder geistig orientierten Fragestellung. Das physische Objekt wird um seine verborgene geistige Seite erweitert und es werden vom Meditierenden aus diesen Gedanken geistige Ströme in der Atmosphäre erzeugt. In dieser Phase des Übens wird die Konzentration zur sogenannten Meditation. „… als tiefe geistige Ströme beginnen sie (die Gedanken) den Raum in seiner gesamten Sphäre zu durchfluten. Der Übende wirkt in dieser Phase bereits schaffend und verändernd, gebärend und transzendierend, auflösend und neu bildend, reinigend und heilend. “*

    __________________

    * Heinz Grill, „Übungen für die Seele – Die Entwicklung eines reichhaltigen Gefühlslebens und das Erlangen erster übersinnlicher Erkenntnisse“, Synergia-Verlag, S. 163f

  • Meditationspraxis

    Die Phase der Intensivierung oder Konzentration

    Aus den Beobachtungen, der Sammlung von Eindrücken, der Erinnerung und der Zuordnung von geeigneten Begriffen konnte der Übende konkrete bildhafte Vorstellungen zu seinem Objekt erschaffen. Dieses Bild mit den zugehörigen Gedanken kann er nun intensivieren. Für diese Phase wählt der Übende einen geeigneten Ort, an dem er für etwa 10 Minuten ungestört die Aktivität der Konzentration ausführt. Er richtet seine gesamte Aufmerksamkeit auf das von ihm konsolidierte Bild und lässt alle Gedanken oder Einflüsse, die nicht dazu gehören beiseite. Für diese Zeit opfert er alle herein strömenden Gedanken oder aufkommenden Gefühle, Müdigkeit, Hunger oder sonstige Ablenkungen und bleibt in der Anschauung zu seinem Bild. Beständig sieht er sich vor der hohen Herausforderung zu unterscheiden, welche Eindrücke er zulassen und welche er zurückweisen muss.

    Der Meditierende versucht nicht mit seinem Willen oder Drängen nach einer Antwort auf seine Frage, ein Ergebnis aus dem Objekt heraus zu holen. Er intensiviert lediglich seine Anschauung, indem er seine ganze wache Aufmerksamkeit in seinem Objekt platziert.

    Aus der anhaltenden ruhig denkenden Hinwendung und Beziehungsaufnahme beginnt das Objekt auf den Meditierenden zurück zu strahlen. Feine Empfindungen, kommen ihm aus den Eindrücken des Bildes entgegen. Diese aus dem Objekt kommenden Eindrücke kann der Übende in der Konzentration bewusst zulassen. „Nicht aus dem Leibe entsteht die weite Erkenntnis, sondern aus den konzentrierten Gedanken selbst, die sich wie Wesen aus sich selbst heraus offenbaren.“* Heinz Grill unterscheidet sehr deutlich zwischen dem Objekt und dem Betrachter, zwischen dem, was aus dem Objekt unmittelbar auf ihn zurückstrahlt und dem, was aus dem Inneren des Betrachters, aus einen persönlichen Vorlieben, seinen sympathischen oder antipathischen Gefühlen oder seinen bereits vorhandenen innersten Prägungen aufsteigt.

    __________________

    * Heinz Grill, „Übungen für die Seele – Die Entwicklung eines reichhaltigen Gefühlslebens und das Erlangen erster übersinnlicher Erkenntnisse“, Synergia-Verlag, S. 163f

  • Meditationspraxis

    Die Phase der Konsolidierung

    Heinz Grill, der Begründer dieser gegenständlichen Meditation beschreibt sie in seinem Buch „Übungen für die Seele“ mit den Worten: „Die Konsolidierungsphase der Übung ist eine lebendige Phase der Weitung des Bewusstseins, der Ausdehnung des Denkens und Empfindens und die Befeuerung des Sinnesdaseins.“*

    Echinacea purpurea

    In dieser Phase lernt der Übende sein Objekt näher kennen und bereitet eine solide Basis für die Meditation vor. Möchte er beispielsweise die tiefere Entsprechung einer Heilpflanze zum Menschen meditativ erfassen oder die Wirkung eines Bauwerkes auf das menschliche Erleben, dann muss er zunächst seinen Blick über die sichtbare physische Erscheinung des von ihm gewählten Objektes gleiten lassen.

    Er betrachtet sein Objekt mit den Sinnen, nimmt weitere Informationen aus Büchern oder anderen geeigneten Quellen hinzu und prägt die Eindrücke in seine Erinnerung ein. Noch weiter dehnt er sein Denken aus, indem er geeignete Begriffe findet, mit denen er die verschiedenen Eindrücke benennen und zusammenhängend beschreiben kann.

    Nun erfolgt ein weiterer aktiver und sehr wesentlicher Schritt. Der Übende erzeugt aus den gesammelten Eindrücken eine gedankliche Vorstellung, ein anschaubares mentales Bild. Aus den zunächst vielleicht starren, mehr intellektuellen Begriffen formt sich bei der Vorstellungsbildung ein lebendiges Bild. Dieses vermag den Übenden in seinen Gefühlen zu berühren und neue bisher unbekannte Empfindungen in ihm zu eröffnen.

    Eine erste Beziehung ist zu seinem gewählten Objekt entstanden. Für die weitere Vertiefung erinnert sich der Meditierende an seine Forschungsfrage nach verborgenen seelischen oder geistigen Ebenen hinter der physischen Erscheinung seines Objektes. An dieser Stelle können weisheitsvolle, geisteswissenschaftliche oder philosophische Schriften hinzugenommen werden, in denen er geeignete Aussagen hinsichtlich seiner Fragestellung findet. Mit diesen blickt er erneut auf sein Objekt. „Will der Student beispielsweise das Wesen einer Blume erschauen, so muss er sich mit einer geeigneten Frage bewusst werden, dass hinter jedem äußeren Erscheinungsbild, das die Natur schenkt, ein inneres, geistiges Wesen lebt und webt.“* Mit der anschaulichen Vorstellung und der Forschungsfrage kann er nun in die nächste Phase der Intensivierung und Konzentration übergehen.

    __________________________

    * Heinz Grill, „Übungen für die Seele – Die Entwicklung eines reichhaltigen Gefühlslebens und das Erlangen erster übersinnlicher Erkenntnisse“, Synergia-Verlag, S. 163f

  • Meditationspraxis

    Vorbereitende Phasen zur Meditation – ein In-Beziehung-Treten zu dem Objekt der Meditation

    Echinacea purpurea

    Für die hier beschriebene Meditation bedarf es immer eines Objektes, auf das sich der Meditierende ausrichtet und das er näher erforschen möchte. Dies könnte die Aura eines Menschen sein, die tiefere Entsprechung einer Heilpflanze zum Menschen, die seelische Aussage in einem Kunstwerk, usw.

    In verschiedenen Phasen, die sich klar voneinander unterscheiden und doch ineinander übergehen, nähert sich der Übende dem Objekt an. Über diese Gliederung wird eine erste Ordnung im Bewusstsein und Denken herbei geführt. Denn in der Regel ist das Denken mit den Gefühlen vermischt oder Wünsche und Willensimpulse lenken das Denken in einseitige oder unruhige Richtungen.

    Die Phase der Konsolidierung

    Heinz Grill, der Begründer dieser gegenständlichen Meditation beschreibt sie in seinem Buch „Übungen für die Seele“ mit den Worten: „Die Konsolidierungsphase der Übung ist eine lebendige Phase der Weitung des Bewusstseins, der Ausdehnung des Denkens und Empfindens und die Befeuerung des Sinnesdaseins.“weiterlesen

    Die Phase der Intensivierung oder Konzentration

    Aus den Beobachtungen, der Sammlung von Eindrücken, der Erinnerung und der Zuordnung von geeigneten Begriffen konnte der Übende konkrete bildhafte Vorstellungen zu seinem Objekt erschaffen. Dieses Bild mit den zugehörigen Gedanken kann er nun intensivieren. → weiterlesen

    Der Übergang von der Konzentration zur Meditation

    Die Konzentration beschreibt das ausdauernde Platzieren des Denkens in dem Vorstellungsbild. Die wache Aufmerksamkeit ruht ganz in dem solide vorbereiteten Gedankenbild. Dieses erhält den gesamten Raum …→ weiterlesen

  • Meditationspraxis

    Meditation als Gabe für den Kosmos und die Welt

    Unter dem Begriff Meditation lassen sich viele verschiedene Arten des Meditierens finden. Sie unterscheiden sich in der konkreten Übungspraxis und in ihren Zielen, je nachdem aus welchen religiösen oder kulturellen Traditionen oder gesundheitlichen Überlegungen sie entstanden sind. Die Mitte finden, das Erleben von Einheit mit dem Kosmos, im Hier-und-Jetzt-Sein, Gedanken zum Schweigen bringen, sind häufig genannte Gründe für den Beginn des Meditierens. In der hier vorgeschlagenen Meditation steht ein weniger bekanntes Motiv im Vordergrund, nämlich unmittelbar eine Gabe für die Welt und den Kosmos zu erbauen.

    Der Meditierende kümmert sich weniger um einen persönlichen Gewinn aus der Meditation sondern widmet sich universal gültigen Gedanken, die er pflegt und erforscht. Indem solche Gedanken regelmäßig gedacht, vorgestellt und täglich für einige Minuten in die Konzentration genommen werden, können sie in ihrer inneliegenden Substanz neu belebt werden. Der Übende lernt diesen Gedanken einen wirklichen Raum zu eröffnen als Gabe für die Welt. Sie erfüllen dann die Atmosphäre zunehmend als eine reale geistige Dimension. Gelingt ihm diese einerseits hohe Aktivität, in der er frei von sich selbst bleibt, ohne für sich selbst selige Gefühle zu erhoffen kommt, ihm schließlich der Meditationsinhalt auch selbst entgegen.

    Der Begründer dieser Meditation, Heinz Grill, beschreibt sie als christlich-geistiges Wirken. Dieses ist jedoch nicht einer bestimmten Religion zugeordnet und sollte auch nicht mit einer kirchlichen Konfession verwechselt werden.

    Die wichtigste Bedeutung eines christlich-geistigen Wirkens ist es, dass der Mensch … eine Aufbauleistung für die geistige Welt, für den Kosmos und schließlich für die irdische Welt erbringt. Die Kunst dieser Aufbauleistung liegt darin, einen geistig-tiefgründigen Inhalt in souveräner Weise auszuarbeiten, anzuheben und in die Sphäre zu bringen. In Kürze ausgedrückt ist deshalb die christlich-geistige Meditationsweise keinesfalls um den sterblichen Sinn des eigenen Daseins bemüht, sondern um ein größeres moralisches und spirituelles Ganzes. Dieser Grundsatz, dass die Meditation wie ein Geschenk an die Welt ist und eine Art Selbstüberwindung und Selbstzurückhaltung erfordert, damit ein größeres Bewusstsein zum Auferstehen gelangen kann, sollte nun ganz am Anfang des Verständnisses stehen.“ (aus: Meditationsbrief 89 von Heinz Grill)

    Neben Texten, die eine universal gültige Wahrheit ausdrücken können aber auch Begriffe auf meditative Weise vertieft werden, wie beispielsweise das „Ich“ des Menschen oder die Fähigkeit der Empathie. Fragen wie, was ist Freiheit oder Würde könnten ebenfalls Meditationsinhalte sein. Aber auch Pflanzen können mit der Frage nach ihrem tieferen Wesen und ihrer Entsprechung zum Menschen in der Meditation erforscht werden.