Meditationspraxis

Meditation als Gabe für den Kosmos und die Welt

Unter dem Begriff Meditation lassen sich viele verschiedene Arten des Meditierens finden. Sie unterscheiden sich in der konkreten Übungspraxis und in ihren Zielen, je nachdem aus welchen religiösen oder kulturellen Traditionen oder gesundheitlichen Überlegungen sie entstanden sind. Die Mitte finden, das Erleben von Einheit mit dem Kosmos, im Hier-und-Jetzt-Sein, Gedanken zum Schweigen bringen, sind häufig genannte Gründe für den Beginn des Meditierens. In der hier vorgeschlagenen Meditation steht ein weniger bekanntes Motiv im Vordergrund, nämlich unmittelbar eine Gabe für die Welt und den Kosmos zu erbauen.

Der Meditierende kümmert sich weniger um einen persönlichen Gewinn aus der Meditation sondern widmet sich universal gültigen Gedanken, die er pflegt und erforscht. Indem solche Gedanken regelmäßig gedacht, vorgestellt und täglich für einige Minuten in die Konzentration genommen werden, können sie in ihrer inneliegenden Substanz neu belebt werden. Der Übende lernt diesen Gedanken einen wirklichen Raum zu eröffnen als Gabe für die Welt. Sie erfüllen dann die Atmosphäre zunehmend als eine reale geistige Dimension. Gelingt ihm diese einerseits hohe Aktivität, in der er frei von sich selbst bleibt, ohne für sich selbst selige Gefühle zu erhoffen kommt, ihm schließlich der Meditationsinhalt auch selbst entgegen.

Der Begründer dieser Meditation, Heinz Grill, beschreibt sie als christlich-geistiges Wirken. Dieses ist jedoch nicht einer bestimmten Religion zugeordnet und sollte auch nicht mit einer kirchlichen Konfession verwechselt werden.

Die wichtigste Bedeutung eines christlich-geistigen Wirkens ist es, dass der Mensch … eine Aufbauleistung für die geistige Welt, für den Kosmos und schließlich für die irdische Welt erbringt. Die Kunst dieser Aufbauleistung liegt darin, einen geistig-tiefgründigen Inhalt in souveräner Weise auszuarbeiten, anzuheben und in die Sphäre zu bringen. In Kürze ausgedrückt ist deshalb die christlich-geistige Meditationsweise keinesfalls um den sterblichen Sinn des eigenen Daseins bemüht, sondern um ein größeres moralisches und spirituelles Ganzes. Dieser Grundsatz, dass die Meditation wie ein Geschenk an die Welt ist und eine Art Selbstüberwindung und Selbstzurückhaltung erfordert, damit ein größeres Bewusstsein zum Auferstehen gelangen kann, sollte nun ganz am Anfang des Verständnisses stehen.“ (aus: Meditationsbrief 89 von Heinz Grill)

Neben Texten, die eine universal gültige Wahrheit ausdrücken können aber auch Begriffe auf meditative Weise vertieft werden, wie beispielsweise das „Ich“ des Menschen oder die Fähigkeit der Empathie. Fragen wie, was ist Freiheit oder Würde könnten ebenfalls Meditationsinhalte sein. Aber auch Pflanzen können mit der Frage nach ihrem tieferen Wesen und ihrer Entsprechung zum Menschen in der Meditation erforscht werden.